Gefahren durch vermehrten Einsatz mobiler Heizlüfter

Feuerwehr und Netzgesellschaft Lübbecke warnen eindrücklich davor, im Winter vermehrt mobile Heizlüfter einzuschalten!

Feuerwehr und Netzgesellschaft Lübbecke warnen eindrücklich davor, im Winter vermehrt mobile Heizlüfter einzuschalten!

  • Wohnungsbrandrisiko steigt – Fall aus 2014 mit verheerenden Folgen
  • Gefahr eines großflächigen Stromausfalls
  • Wiederinbetriebnahme des Stromnetzes könnte Tage dauern

Die Deutschen kaufen massenhaft Heizlüfter, allein bis Ende Juni waren es 600.000 Stück. Der Grund: Verbraucher*innen befürchten im Winter im Kalten zu sitzen, weil die Gasversorgung der heimischen Heizungstherme nicht mehr gewährleistet sein könnte. Der scheinbar leichteste Ausweg: Ein elektrisch betriebenes Heizgerät sorgt zumindest für ein wenig Wärme in den eigenen vier Wänden.

Doch diese Rechnung birgt zahlreich Risiken, wie Arne Rautenberg, stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Lübbecke und Michael Scherf, Geschäftsführer der Netzgesellschaft Lübbecke, in einer gemeinsamen Erklärung erläutern.

Arne Rautenberg: „Der Einsatz von Heizlüftern, (incl. Heizkissen und -decken) erhöht das Risiko eines Wohnungsbrands deutlich. Die Geräte erreichen schließlich nicht selten Temperaturen von mehreren Hundert Grad. Am falschen Ort aufgestellt, fangen Vorhänge oder die Couchgarnitur Feuer, stecken „schmorende“ Mehrfachsteckdosen Teppiche in Brand.“ Aus Erfahrung weiß der Feuerwehrmann, welche Folgen dies haben kann: „Im Jahr 2014 gaben es in der Lübbecker Innenstadt einen verheerenden Dachstuhlbrand. Auslöser: mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Heizlüfter. Der Brand konnte nur durch den beherzten Einsatz der gesamten Lübbecker Feuerwehr und Unterstützung aus einer Nachbarkommune gelöscht werden, bevor weitere Gebäude und Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.“

Die Feuerwehr Lübbecke rät dringend zur Beachtung folgende Ratschläge:

  • Vor Inbetriebnahme eines Heizlüfters Bedienungsanleitung lesen
  • Betrieb nur unter Aufsicht (insbesondere auch bei Heizkissen und -decken) und nicht auf langflorigen Teppichen
  • Keine Spraydosen in der Nähe verwenden
  • Aufstellort so wählen, dass Kinder und Haustiere ihn nicht erreichen können und dass der Abzug der erwärmten Luft gewährleistet ist
  • Geräte niemals mit Handtüchern, Wäsche oder Papier abdecken
  • Mindestabstand von einem Meter zu brennbaren Gegenständen wie Möbeln oder Vorhängen einhalten
  • Anschluss nur an eine Wandsteckdose, keine Mehrfachsteckdose
  • Bei veränderten/außergewöhnlichen Geräuschen/Gerüchen, Gerät umgehend ausstecken und in die Fachwerkstatt bringen

Michal Scherf von der Netzgesellschaft Lübbecke steht dem vermehrten Einsatz von Heizlüftern noch aus anderen Gründen kritisch gegenüber: „Wir haben umfassend untersucht, was der gleichzeitige Betrieb zahlreicher Geräte für Auswirkungen haben würde. Das eindeutige Ergebnis: Unser Stromnetz wird „zusammenbrechen“. Und nicht nur das. Bei einer Kältewelle werden nicht nur in Lübbecke, sondern vermutlich landauf landab Heizlüfter in Betrieb genommen. Das löst eine Lawine aus und könnte in der Folge zu einem großflächigen Ausfall der Stromversorgung führen. Im europäischen Strom-Verbundnetz „hängen“ schließlich alle an einem Netz. Und da wird es uns auch nichts nutzen, dass Kernkraftwerke weiter betrieben werden. Deren Energie wird die Lübbecker*Innen nicht erreichen, weil das Netz dazwischen überlastet abschaltet.“

„Wir in Lübbecke hätten es dann gar nicht mehr allein in der Hand, die Stromversorgung in der Stadt wieder in Betrieb zu nehmen“, führt Scherf weiter aus. „Bis wieder eine geregelte, sichere Versorgung möglich wäre, könnten Tage, wenn nicht Wochen vergehen. Das hätte weitreichende Konsequenzen. Viele Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sind zum Beispiel auf eine sichere Stromversorgung angewiesen. Sie können einen Stromausfall meist nur kurzfristig überbrücken. Ein längerfristiger Blackout wird Menschenleben gefährden, wenn nicht sogar kosten.

Zum jetzigen Zeitpunkt gehen alle Experten zwar davon aus, dass die Gasversorgung für den kommenden Winter gesichert ist. Zumal die Haushaltskunden bei einer sogenannten Gasmangellage bevorzugt beliefert werden. Michael Scherf: „Aber sollte es wegen eines unvorhersehbaren Ereignisses, etwa ein besonders strenger Winter, doch zu einer Unterbrechung der Gasversorgung kommen, rate ich zu einem bedachten Handeln. Andernfalls droht tatsächlich ein Blackout im Stromnetz, bei dem dann selbstverständlich auch keine Heizlüfter mehr betrieben werden können. Auch wenn es nicht leicht sein wird, rate ich den privaten Haushalten dazu, kalte Tage ohne Heizung mit besonders warmer Kleidung und Decken zu überbrücken.“

Damit dieses Szenario nicht eintritt, können wir bereits heute handeln. Jede ab heute eingesparte Kilowattstunde Gas hilft, die Gefahr eines Mangels im Winter zu verringern. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Kurzfristig sehr effektiv ist das Reduzieren der Heiztemperatur. Ein Grad weniger in den Räumen senkt den Energiebedarf um sechs Prozent. Auch ist es sinnvoll, in wenig genutzten Räume die Raumtemperatur zusätzlich herunterzuregeln. Weitere konkrete Energiespartipps gibt es unter www.ganz-einfach-energiesparen.de. Dieses fundierte, unabhängige Angebot wurde mit entwickelt vom BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V..

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